Das Heißhunger-Leiden

Warum habe ich mehrmals am Tag das Bedürfnis, kleine Snacks zu mir zu nehmen?

Nein, die berüchtigten Heißhungerattacken sind keine Krankheit und ab heute auch keine Ausrede mehr für den Sprint zur Süßigkeiten-Schublade. Du selbst hast die Chance, deinem Körper bereits ab Heute Zeichen zu setzen, nicht mehr auf Snacks angewiesen zu sein und die zwischenzeitlichen Hungergefühle zu verhindern. Denn dein Körper schafft schier Unglaubliches, wenn man bedenkt, dass du in einer Lebenszeit von 75 Jahren bis zu 80 Tonnen Nahrung verstoffwechselst. Das entspricht mehr als einer voll beladenen Boeing 737.

Wie effizient und energiebringend diese Masse einer Boeing 737 jedoch verstoffwechselt wird, ist eine Frage deines Essverhaltens und der Qualität deiner Nahrung.

Lass uns in diesem Zusammenhang einen Blick in den Ursprung von Heißhungerattacken werfen. Denn um die möglichen Verursacher und ebenso potentiellen Lösungen zu finden, schauen wir uns den metabolischen und anschließend psychologischen Hintergrund „ungewollt“ vieler Mahlzeiten an. Somit bleibt die Frage, ob es überhaupt noch der Hunger oder der Durst ist, der uns zur täglichen Nahrungsaufnahme verleitet?

Um Leistung zu zeigen, benötigen wir selbstverständlich Energie. Und um Energie zur Verfügung zu haben, benötigen wir Nahrung. Je nach Lebensmittel setzt sich unsere Nahrung aus unterschiedlichen Nährstoffen in unterschiedlichen Verhältnissen zusammen. Ebenso ist unser Organismus auf der Suche nach einer Vielzahl und gleichzeitig auch Diversität an Mikronährstoffen, die neben den Makronährstoffen entscheidend zum optimalen Funktionieren unserer Organe und Körpersysteme beitragen. Wenn unser Körper die gewünschten Vitamine, Mineralien und Spurenelemente nun aber nicht durch die Nahrung erhält, weil wir zu häufig auf verarbeitete Nahrungsmittel zurück-greifen, bleibt unser Körper auf der besagten Suche und setzt eine neue Heißhungerattacke an – in der Hoffnung, schon bald das zu erhalten, was ihn wirklich zufrieden stellt.

Frische Lebensmittel

haben immer Vorfahrt

Wenn du deinem Organismus also nicht das bietest, wonach deine Körperfunktionen schreien, kannst du auch keine Höchstleistungen erwarten oder dich auf gestärkte Immunkräfte beim nächsten Infekt verlassen. Du entscheidest selbst, welche Informationen du deinem Körper gibst. Denn Heißhunger entspricht eher einer Unzufriedenheit deiner wirklichen Bedürfnisse als einem reinen Verlangen nach etwas Essbarem.

Neben diesem metabolischen Erklärungsansatz werfen nun einen Blick auf die Psychologie hinter dem Naschen, Schnökern und Sündigen einiger Menschen. Vielleicht findest ja auch du dich in dem einen oder anderen Ansatz wieder?! Wir Menschen streben grundsätzlich nach Gleichgewicht, quasi einem wiederkehrenden Rhythmus. Für viele Menschen steckt der Gedanke der Sicherheit und der Planbarkeit hinter den alltäglichen Gewohnheiten. Auch die Funktionsweise eines Organs oder eines Organismus strebt durchgehend nach der sogenannten Homöostase bzw. sich einer neuen Situation anzupassen.

Wir sind quasi Abhängige von Belohnungsreizen geworden. Belohnungsreize können zum Beispiel Alkohol, Fernsehen, das Rauchen oder wie hier auch die tägliche Nahrung sein. Dieser positive Belohnungsreiz führt zu einer höheren Durchblutung unseres emotionalen Gehirnareals und kann die Emotionen verstärken, die uns zu schlecht durch-dachten Entscheidungen verleiten. Und weil wir auf der ständigen Suche nach Belohnungen bzw. dem positiven Gefühl durch ausgeschüttete Glückshormone sind, ändert sich unser Essverhalten, indem wir viele kleine Snacks in den Alltag integrieren. In der Folge wird sehr viel Blut in unseren Verdauungsprozess fließen und andere Organe können leider nur mit weniger Energie versorgt werden als es für die meisten Beanspruchungen im Alltag nötig wäre.

Diese „Sucht“ nach Endorphinen verleitet uns letztendlich zu vermehrten Belohnungsreizen in Zeiten, die mehr Energie als gewöhnlich benötigen (Lern-, Berufs- & gewisse Beziehungs-Phasen). Leider schränkt der dauerhafte Fokus auf die Verdauung andere Körpersysteme und die Blutzirkulation zu Gunsten des verstandesmäßigen Hirnareals (Präfrontaler Cortex) stark ein. Zusammengefasst reduziert also eine frequentierte Ernährung durch mikronährstoffarme und lediglich „füllende“ Nahrungsmittel unsere Entscheidungsfähigkeit. Nur wenn du es schaffst, deinen Organismus mit nährstoffreichen Lebensmitteln zu befriedigen, hast du die Möglichkeit wieder richtige Entscheidungen zu treffen, sobald du unter Druck stehst. Einen ähnlichen Effekt kann ebenso ein guter und für dich angemessener Schlafrhythmus sein.

Nur wenn wir es schaffen, unseren Organismus mit nährstoffreichen Lebensmitteln zu befriedigen, haben wir die Möglichkeit, wieder richtige Entscheidungen unter Druck zu treffen. Eine ähnliche Wirkung kann ebenso ein guter und für dich angemessener Schlafrhythmus sein.

Was bringt es uns nun letztendlich, von verarbeiteten Nahrungsmitteln auf frische Le-bensmittel umzusteigen und unsere Mahlzeitenfrequenz nicht aus Belohnungsgründen hochzuhalten?

  • Wir sind in der Lage, über eine Situation hinaus richtige Entscheidungen zu treffen, weil der Präfrontale Cortex besser durchblutet werden kann
  • Unser Stresslevel wird positiv beeinflusst, weil wir öfter die richtigen Entscheidungen treffen
  • Stärkere Motivation im gesamten Alltag, weil der Körper weniger Ruhephasen bzw. Verdauungsphasen benötigt
  • Deine sportliche Leistungsfähigkeit steigt, wenn du die Mahlzeiten deinen Trainingszeiten anpasst. So kann dein Körper auf die Nährstoffe zurückgreifen, die für die vorausstehende Belastung notwendig sind

Um chronischen Krankheiten Gegenwind zu bieten und die eigene Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten, führt kein Weg an der Synergie aus Bewegung, positiven Mitmenschen und den richtigen Lebensmitteln vorbei.

Bleibe smart und versuche ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Bedürfnisse dein Körper wirklich hat und welche nur situativ- & belohnungsbedingt sind.


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